Wenn die Seele Alarmschlägt: Krisen, psychotherapeutische Intervention und wo Sie Hilfe finden
- Cm Therapie
- vor 5 Tagen
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Aktualisiert: vor 4 Tagen

Das Leben ist selten eine gerade Linie. Es ist vielmehr ein Parcours aus Höhen und Tiefen, aus Routine und plötzlichen Turbulenzen. Manchmal jedoch nehmen diese Turbulenzen Ausmaße an, die uns überfordern, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen und uns in eine psychische Krise stürzen. Solche Krisen sind keine Zeichen von Schwäche, sondern Reaktionen auf außergewöhnlichen Stress, Verluste, traumatische Ereignisse oder die Anhäufung von Belastungen. Und das Wichtigste: Sie sind bewältigbar.
Was ist eine psychische Krise?
Eine psychische Krise ist ein Zustand intensiver emotionaler Belastung und Überforderung, oft ausgelöst durch ein plötzliches Ereignis oder eine länger anhaltende Stresssituation. Die üblichen Bewältigungsstrategien greifen nicht mehr, und Betroffene fühlen sich hilflos, verzweifelt oder desorganisiert. Symptome können vielfältig sein:
Intensive Emotionen: Panik, Angst, tiefe Traurigkeit, Wut, Hoffnungslosigkeit.
Körperliche Reaktionen: Herzrasen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder Heißhunger, körperliche Anspannung.
Gedankliche Veränderungen: Grübeln, Konzentrationsschwierigkeiten, Suizidgedanken, Verwirrtheit.
Verhaltensänderungen: Rückzug, Aggressivität, Suchtmittelmissbrauch.
Es ist entscheidend zu erkennen, dass eine Krise eine akute, aber meist zeitlich begrenzte Phase ist. Sie birgt zwar Gefahren, aber auch die a für Wachstum und die Entwicklung neuer Bewältigungsfähigkeiten.
Die Bedeutung der psychotherapeutischen Krisenintervention
Genau hier setzt die psychotherapeutische Krisenintervention an. Sie ist eine spezielle Form der Psychotherapie, die auf die akutsituationelle Stabilisierung und Entlastung abzielt. Im Gegensatz zu einer Langzeittherapie, die tiefergehende Muster bearbeitet, geht es bei der Krisenintervention darum:
Akute Entlastung: Den Druck zu nehmen, die intensivsten Gefühle zu regulieren und einen sicheren Raum zu schaffen.
Stabilisierung: Hilfestellung bei der Wiederherstellung eines gewissen Maßes an Funktionsfähigkeit im Alltag.
Ressourcenaktivierung: Gemeinsam mit der Person herauszufinden, welche inneren und äußeren Stärken und Unterstützungssysteme vorhanden sind.
Bewältigungsstrategien: Entwicklung konkreter Schritte, um die aktuelle Situation zu meistern und die Krise zu überwinden.
Perspektivwechsel: Helfen, die Situation aus einer neuen Perspektive zu betrachten und Auswege zu finden.
Eine Krisenintervention ist oft kurzfristig angelegt und kann von wenigen Stunden bis zu einigen Wochen dauern. Sie kann als Brücke zu einer eventuell notwendigen Langzeittherapie dienen oder ausreichen, um die akute Phase zu bewältigen.
Wo finde ich Hilfe in Wien und Österreich? Anlaufstellen bei akuten psychischen Krisen
In einer psychischen Krise ist schnelle und unkomplizierte Hilfe entscheidend. Glücklicherweise gibt es in Österreich, und insbesondere in Wien, ein gut ausgebautes Netz an Anlaufstellen.
1. Der Kriseninterventionsdienst (KID) in Wien:
Was es ist: Der KID ist die zentrale Anlaufstelle für psychische Krisen in Wien. Er bietet rasche und kostenlose psychotherapeutische und psychosoziale Hilfe bei akut psychischen Krisen.
Angebot: Telefonische Beratung, Einzelgespräche, bei Bedarf Hausbesuche oder Begleitung in andere Einrichtungen. Das Team besteht aus Psychotherapeut:innen, Ärzt:innen und Sozialarbeiter:innen.
Kontakt: Erreichbar täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr unter der Telefonnummer 01/406 95 95.
2. Telefonseelsorge:
Was es ist: Eine anonyme und kostenlose Notrufnummer für Menschen in Not, die reden möchten.
Angebot: Rund um die Uhr erreichbar, bietet sie ein offenes Ohr, Unterstützung und Entlastung.
Kontakt: 142 (ohne Vorwahl aus ganz Österreich).
3. Psychiatrische Notfallambulanzen / Krankenhäuser:
Was es ist: Bei sehr akuten Krisen, Selbst- oder Fremdgefährdung sind die Notfallambulanzen von psychiatrischen Krankenhäusern die erste Anlaufstelle.
Beispiele in Wien: Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (AKH), Psychiatrische Abteilungen im Krankenhaus Nord (Klinik Floridsdorf), Klinik Hietzing etc.
Vorgehen: Suchen Sie diese im Notfall direkt auf oder rufen Sie den Rettungsdienst (144).
4. Rat auf Draht:
Was es ist: Speziell für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Krisen.
Angebot: Kostenlose und anonyme Beratung per Telefon oder Chat.
Kontakt: 147 (österreichweit, 24 Stunden).
5. Ärztebereitschaftsdienst / Hausärzt:innen:
Was es ist: Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt ist oft die erste Anlaufstelle und kann eine erste Einschätzung vornehmen, beruhigen und ggf. an spezialisierte Dienste weitervermitteln.
Kontakt: Außerhalb der Ordinationszeiten über den Ärztefunkdienst unter 141.
6. Psychotherapeutische Ambulanzen (Universitäten, Vereine):
Was es ist: Viele Universitäten (z.B. Universität Wien) oder psychotherapeutische Vereine bieten Ambulanzen für Erstgespräche und Krisenberatung an, oft zu gestaffelten Tarifen oder kostenlos. Dies erfordert jedoch meist eine Terminvereinbarung.
7. Online-Beratungsangebote:
Immer mehr Organisationen bieten auch Online-Beratungen per Chat oder Video an, was eine niedrigschwellige und flexible Möglichkeit der Unterstützung sein kann.
8. Allgemeiner Notruf:
Was es ist: Bei akuter Gefahr für Leib und Leben, oder wenn Sie sich oder andere in Gefahr sehen, zögern Sie nicht, den allgemeinen Notruf zu wählen.
Kontakt: 133 (Polizei) oder 144 (Rettung).
Der Mut, Hilfe anzunehmen
Eine psychische Krise ist eine Ausnahmesituation, die enorme Kraft kostet. Der wichtigste Schritt zur Bewältigung ist oft der Mut, sich einzugestehen, dass man Hilfe braucht, und diese dann auch aktiv in Anspruch zu nehmen. Es gibt professionelle Unterstützung, und Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen.
Zögern Sie nicht, die genannten Anlaufstellen zu kontaktieren. Sie sind dafür da, um Ihnen in schwierigen Zeiten zur Seite zu stehen und einen Weg aus der Krise zu finden. Ihre psychische Gesundheit ist kostbar. Passen Sie gut auf sich auf!
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