Wenn der Sommer zur Belastung wird: Hitze und psychische Gesundheit
- Cm Therapie

- 9. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Der Sommer lockt mit Sonne, langen Tagen und vermeintlicher Leichtigkeit. Doch was für viele eine willkommene Auszeit ist, kann für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine zusätzliche und oft unterschätzte Belastung darstellen. Die Hitze, die schönen Tage und die damit verbundenen Erwartungen können Symptome verstärken und den Alltag massiv erschweren.
Warum ist die Sommerhitze für die Psyche so herausfordernd und welche Strategien können helfen?
Die Schattenseiten des Sommers: Warum Hitze die Psyche belastet
Die Auswirkungen von Hitze auf die psychische Gesundheit sind vielfältig und komplex:
Verstärkung von Angst und Panik: Hohe Temperaturen können körperliche Symptome hervorrufen, die denen einer Angst- oder Panikattacke ähneln: Herzrasen, Schwindel, Atemnot, Schwitzen. Dies kann bei Menschen mit Angststörungen oder Panikattacken die Angst vor einer Attacke triggern oder bestehende Ängste verstärken. Die Sorge, in der Hitze zu kollabieren, kann zu Vermeidungsverhalten führen und die Lebensqualität einschränken.
Depressive Verstimmungen und Energieverlust: Während manche Menschen im Sommer einen Energieschub erleben, kann die Hitze für andere genau das Gegenteil bewirken. Die körperliche Anstrengung, die der Körper zur Kühlung aufwenden muss, kann zu extremer Müdigkeit und Lethargie führen. Dies kann Symptome von Depressionen wie Antriebslosigkeit, Erschöpfung und Freudlosigkeit noch verstärken. Der Druck, an sommerlichen Aktivitäten teilnehmen zu müssen, wenn man sich nur noch zurückziehen möchte, kann zudem das Gefühl der Isolation und des Versagens verstärken.
Schlafstörungen: Heiße Nächte machen das Einschlafen oft unmöglich. Schlafstörungen sind jedoch ein häufiges Symptom vieler psychischer Erkrankungen (wie Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen) und können diese erheblich verschlimmern. Schlafmangel wirkt sich direkt auf Stimmung, Konzentrationsfähigkeit und emotionale Regulation aus.
Auswirkungen auf Medikamente: Viele psychopharmakologische Medikamente können die körpereigene Temperaturregulation beeinflussen oder die Empfindlichkeit gegenüber Hitze erhöhen. Einige Medikamente können beispielsweise zu übermäßigem Schwitzen oder einer verminderten Fähigkeit zu schwitzen führen, was das Risiko eines Hitzschlags erhöht. Es ist unerlässlich, dies mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Reizbarkeit und Aggression: Hitzebedingter Stress kann die Toleranzgrenze senken und zu erhöhter Reizbarkeitund Aggression führen. Dies kann soziale Interaktionen erschweren und bestehende Beziehungsprobleme verschärfen.
Erhöhter Druck und soziale Erwartungen: Der Sommer ist oft mit der Erwartung verbunden, aktiv zu sein, sich zu verabreden und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Für Menschen, die bereits mit sozialen Ängsten oder Depressionen kämpfen, kann dieser Druck enorm sein und zu noch stärkerem Rückzug führen, wenn sie diese Erwartungen nicht erfüllen können.
Strategien für einen kühleren Kopf: So gehen Sie mit der Sommerhitze um
Es gibt verschiedene Strategien, um die Belastung durch Hitze für die Psyche zu minimieren:
Kühlen Sie sich aktiv ab:
Bleiben Sie hydriert: Trinken Sie ausreichend Wasser, auch wenn Sie keinen Durst haben.
Kühle Duschen/Bäder: Nehmen Sie mehrmals täglich lauwarme oder kühle Duschen.
Kühlpackungen: Legen Sie Kühlakkus oder feuchte Tücher auf Pulsadern, Nacken oder Stirn.
Leichte Kleidung: Tragen Sie luftige, helle Kleidung aus Naturfasern.
Vermeiden Sie die Mittagshitze: Halten Sie sich zwischen 11 und 17 Uhr in kühlen Räumen auf.
Lüften Sie richtig: Morgens und abends lüften, tagsüber Fenster und Rollos geschlossen halten.
Achten Sie auf Ihren Schlaf:
Sorgen Sie für ein kühles Schlafzimmer (Ventilator, Klimaanlage, feuchte Tücher).
Vermeiden Sie schwere Mahlzeiten und übermäßigen Alkoholkonsum am Abend.
Feste Schlafzeiten beibehalten.
Anpassung der Routine und Erwartungen:
Setzen Sie realistische Ziele: Nicht jeder Tag muss ein "perfekter Sommertag" sein. Erlauben Sie sich, langsamer zu machen.
Planen Sie Ruhephasen ein: Gönnen Sie sich bewusst Auszeiten, in denen Sie nichts tun müssen.
Kommunizieren Sie Ihre Bedürfnisse: Sprechen Sie mit Freunden und Familie darüber, wenn Sie sich überfordert fühlen oder eine Pause brauchen.
Flexibilität bei Aktivitäten: Verlegen Sie Verabredungen auf kühlere Tageszeiten oder in klimatisierte Räume.
Achtsamkeit und Stressbewältigung:
Entspannungstechniken: Progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder leichte Yoga-Übungen können helfen, Anspannung zu lösen.
Achtsamkeitsübungen: Konzentrieren Sie sich bewusst auf den gegenwärtigen Moment, um Grübelspiralen zu durchbrechen.
Meditation: Auch kurze Meditationseinheiten können beruhigend wirken.
Medikamentenmanagement und ärztlicher Rat:
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt: Klären Sie ab, ob Ihre Medikation im Sommer angepasst werden muss oder welche Vorsichtsmaßnahmen Sie treffen sollten.
Auf Nebenwirkungen achten: Seien Sie besonders aufmerksam für ungewöhnliche Symptome und suchen Sie im Zweifel medizinischen Rat.
Professionelle Unterstützung suchen:
Wenn die Belastung durch die Hitze die psychischen Symptome stark verstärkt und Sie den Alltag nicht mehr bewältigen können, zögern Sie nicht, professionelle Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut kann Ihnen helfen, individuelle Strategien zu entwickeln und mit den Herausforderungen umzugehen.
Der Sommer kann eine wunderschöne Zeit sein, birgt aber für Menschen mit psychischen Erkrankungen spezielle Herausforderungen. Indem wir die Zusammenhänge zwischen Hitze und Psyche verstehen und proaktive Strategien anwenden, können wir die heißen Monate besser meistern und unser psychisches Wohlbefinden auch in der Hitze schützen. Seien Sie nachsichtig mit sich selbst und scheuen Sie sich nicht, Unterstützung zu suchen, wenn Sie sie brauchen.



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