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Verwirrung? Psychologie, Psychotherapie, Psychiater & Co. einfach erklärt

Aktualisiert: vor 4 Tagen



Oft höre ich Sätze wie: "Ich gehe zum Psychologen, weil ich Therapie brauche," oder "Mein Psychiater hat mir Supervision empfohlen." – und jedes Mal muss ich schmunzeln. Keine Sorge, Sie sind damit nicht allein! Die Begriffe rund um die psychische Gesundheit sind vielfältig und werden im Alltag häufig verwechselt.


Doch keine Panik! Mit diesem Blogbeitrag möchte ich "Licht ins Dunkel" bringen und Ihnen die wichtigsten Unterschiede zwischen Psychologie, Psychotherapie, Psychiater, Mediation und Supervision verständlich machen.


1. Psychologie: Die Wissenschaft vom menschlichen Erleben und Verhalten


Beginnen wir mit der Basis: Psychologie ist eine Wissenschaft. Sie erforscht systematisch das menschliche Erleben (Gedanken, Gefühle), Verhalten (Handlungen, Reaktionen) und die zugrunde liegenden psychischen Prozesse. Psychologen sind daher Wissenschaftler, die menschliches Verhalten und Erleben analysieren, verstehen und oft auch vorhersagen wollen.


Was macht ein Psychologe?



Ein Psychologe kann in vielen Bereichen tätig sein:

  • Forschung: Sie forschen an Universitäten, um unser Verständnis von Psyche und Verhalten zu erweitern.

  • Diagnostik: Sie führen psychologische Tests und Gutachten durch, z.B. zur Einschätzung von Intelligenz, Persönlichkeit oder psychischen Erkrankungen.

  • Beratung: Sie bieten psychologische Beratung in verschiedenen Kontexten an, z.B. Berufsberatung, Erziehungsberatung oder Lebensberatung.

  • Personalentwicklung: In Unternehmen sind sie für die Auswahl, Förderung und Entwicklung von Mitarbeitern zuständig.

  • Verkehrspsychologie, Rechtspsychologie, Sportpsychologie etc.: Es gibt zahlreiche Spezialisierungen.


Wichtig: Ein Psychologe ist nicht automatisch ein Psychotherapeut und darf ohne zusätzliche Ausbildung keine Psychotherapie anbieten.


2. Psychotherapie: Die Behandlung psychischer Leiden


Wenn ein Psychologe eine zusätzliche, umfassende Ausbildung in einem anerkannten Therapieverfahren absolviert hat (z.B. Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, Systemische Therapie), darf er sich Psychotherapeut nennen. Psychotherapie ist eine wissenschaftlich fundierte Behandlung von psychischen Störungen und Leidenszuständen.

Was macht ein Psychotherapeut?


  • Behandlung psychischer Erkrankungen: Sie behandeln Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, Traumata, Persönlichkeitsstörungen und viele andere psychische Probleme.

  • Symptomreduktion: Ziel ist es, psychische Symptome zu lindern oder zu beseitigen.

  • Veränderung von Denk- und Verhaltensmustern: Sie helfen Klienten, ungünstige Muster zu erkennen und neue, gesündere Strategien zu entwickeln.

  • Förderung der psychischen Gesundheit: Auch die Stärkung von Ressourcen und die Verbesserung der Lebensqualität gehören dazu.


Wichtig: In Deutschland und Österreich ist die Berufsbezeichnung "Psychotherapeut" geschützt und erfordert eine spezifische Ausbildung.


3. Psychiater: Der Facharzt für seelische Erkrankungen


Ein Psychiater ist ein Arzt – das ist der entscheidende Unterschied! Nach dem Medizinstudium haben Psychiater eine Facharztausbildung im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie absolviert. Sie sind medizinisch ausgebildet und dürfen Medikamente verschreiben.


Was macht ein Psychiater?


  • Medizinische Diagnostik: Sie führen körperliche Untersuchungen durch und schließen organische Ursachen für psychische Symptome aus.

  • Medikamentöse Behandlung: Sie sind befugt, psychopharmakologische Medikamente (z.B. Antidepressiva, Anxiolytika) zu verschreiben und deren Wirkung zu überwachen.

  • Kombination aus Therapie und Medikation: Viele Psychiater bieten auch psychotherapeutische Gespräche an, insbesondere in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung.

  • Klinische Behandlung: Oft arbeiten Psychiater in Kliniken und sind für die Behandlung von schweren psychischen Erkrankungen zuständig.


Kurz gesagt: Der Psychiater ist der "Mediziner für die Seele", der bei Bedarf auch den Körper in die Behandlung einbezieht.


4. Mediation: Die Konfliktlösung durch Dritte


Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur freiwilligen und eigenverantwortlichen Beilegung eines Konflikts. Ein Mediator ist eine neutrale dritte Person, die die Konfliktparteien dabei unterstützt, selbst eine Lösung zu finden. Der Mediator trifft keine Entscheidungen, sondern leitet den Kommunikationsprozess und hilft, die Interessen und Bedürfnisse der Parteien zu verstehen.


Wofür ist Mediation gut?


  • Konfliktlösung: Bei Familienstreitigkeiten (Scheidung, Erbschaft), Nachbarschaftsstreitigkeiten, Arbeitsplatzkonflikten oder geschäftlichen Auseinandersetzungen.

  • Kommunikationsverbesserung: Mediation hilft, festgefahrene Kommunikationsmuster aufzubrechen.

  • Nachhaltige Lösungen: Da die Parteien die Lösung selbst erarbeiten, ist die Akzeptanz und Nachhaltigkeit oft höher.


Wichtig: Ein Mediator muss keine psychologische oder psychiatrische Ausbildung haben, auch wenn psychologisches Wissen oft von Vorteil ist. Es gibt spezielle Ausbildungen zum Mediator.


5. Supervision: Die professionelle Reflexion


Supervision ist ein Beratungsformat, das hauptsächlich in Berufsfeldern mit hoher emotionaler Belastung oder komplexen zwischenmenschlichen Interaktionen eingesetzt wird. Ein Supervisor ist eine erfahrene Fachperson, die Einzelpersonen oder Teams dabei unterstützt, ihre berufliche Praxis zu reflektieren, Herausforderungen zu bewältigen und die Qualität ihrer Arbeit zu sichern.


Was leistet Supervision?


  • Reflexion der Berufspraxis: Fallbesprechungen, Umgang mit Klienten/Patienten, eigene Rolle im Team.

  • Entlastung: Umgang mit Belastungen, Burnout-Prävention.

  • Qualitätssicherung: Verbesserung der Arbeitsweise, professionelle Weiterentwicklung.

  • Konfliktmanagement im Team: Bearbeitung von Spannungen innerhalb des Teams.

  • Entwicklung neuer Perspektiven: Hilfe bei der Bewältigung komplexer Situationen.


Wichtig: Supervision ist keine Therapie und keine Schulung, sondern ein Instrument zur Professionalisierung und zur Erhaltung der psychischen Gesundheit im Arbeitskontext. Supervisoren haben oft eine psychologische, pädagogische oder therapeutische Grundausbildung mit einer Zusatzausbildung in Supervision.


Fazit: Jeder hat seine Rolle!


Ich hoffe, diese Übersicht hat Ihnen geholfen, die unterschiedlichen Rollen und Aufgabenbereiche besser zu verstehen. Ob Sie professionelle Hilfe bei psychischen Problemen suchen, einen Konflikt lösen möchten oder Ihre berufliche Praxis reflektieren wollen – für jedes Anliegen gibt es den passenden Ansprechpartner. Zögern Sie nicht, sich zu informieren und die richtige Unterstützung für sich zu finden!


 
 
 

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