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Einzeltherapie vs. Gruppentherapie: Welche Form passt zu mir?

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Die Entscheidung für eine psychotherapeutische Behandlung ist ein bedeutender Schritt. Dabei steht oft die Frage im Raum: Soll ich mich für die Einzeltherapie oder die Gruppentherapie entscheiden? Beide Therapieformen sind hochwirksam, unterscheiden sich jedoch grundlegend in Dynamik und Fokus.


Gruppentherapie: Die Macht der Gemeinschaft


In der Gruppentherapie arbeiten in der Regel 6 bis 12 Teilnehmer unter therapeutischer Anleitung gleichzeitig an ähnlichen Themen oder Störungen. Der größte Vorteil liegt in der sozialen Dynamik. Sie erleben, dass andere ähnliche Probleme haben (Universalität), was das Gefühl der Isolation und Stigmatisierung mindert. Die Gruppe fungiert als soziales Übungsfeld und Spiegel, in dem man den Umgang mit Konflikten, Kritik und Nähe in einem sicheren Rahmen erproben kann. Zudem erhält man nicht nur vom Therapeuten, sondern von mehreren Teilnehmern Feedback und vielfältige Lösungsansätze. Ein weiterer ökonomischer Vorteil ist, dass Gruppentherapie meist kostengünstiger ist.


Demgegenüber stehen einige Nachteile: Die therapeutische Zeit wird unter allen Teilnehmern aufgeteilt, wodurch der individuelle Fokus und die Intensität geringer sind. Viele fühlen sich gehemmt, sehr intime oder schambesetzte Themen vor anderen offenzulegen. Zudem ist die Vertraulichkeit schwieriger zu kontrollieren, da sie von allen Teilnehmern abhängt.


Ausschlussgründe (Kontraindikationen) für die Gruppentherapie liegen oft bei akuten Krisen oder schwerer Suizidalität vor, da hier intensivere Einzelbetreuung nötig ist. Auch schwere soziale Ängste, die eine Interaktion unmöglich machen, oder unkontrollierte psychotische Störungen machen eine Gruppenteilnahme meist ungeeignet.


Einzeltherapie: Der maßgeschneiderte Prozess


In der Einzeltherapie konzentrieren sich Klient und Therapeut über die gesamte Sitzungsdauer ausschließlich auf die individuellen Probleme und Ziele des Klienten. Der zentrale Vorteil ist die maximale Intensität und der Tiefgang. Der Therapeut kann das Tempo und die Methoden vollständig an die Bedürfnisse des Klienten anpassen. Besonders bei tief verwurzelten Beziehungstraumata oder sehr schambesetzten Themen ist die Einzeltherapie durch die exklusive therapeutische Beziehung oft zielführender. Zudem bietet sie die höchste Sicherheit und Vertraulichkeit, da die Schweigepflicht allein beim Therapeuten liegt.


Der entscheidende Nachteil ist, dass die Therapieumgebung weniger realitätsnah ist. Durch die fehlende soziale Interaktion fehlt der direkte Abgleich mit anderen Menschen, was die Übertragung des Gelernten in den Alltag manchmal erschwert. Außerdem ist die Einzeltherapie in der Regel kostenintensiver.


Ausschlussgründe gegen die Einzeltherapie im engeren Sinne gibt es kaum, wenn eine psychische Störung vorliegt. Sie ist jedoch weniger effektiv, wenn die Bereitschaft zur Selbstreflexion fehlt oder wenn zunächst eine Entzugs- und Stabilisierungsphase bei akuter Suchtmittelabhängigkeit notwendig ist.


Fazit: Die richtige Wahl treffen


Die optimale Therapieform hängt von der Art der Störung, Ihren persönlichen Zielen und Ihrer Persönlichkeit ab. Benötigen Sie maximale Vertraulichkeit, Intensität und einen tiefen Fokus auf Ihre individuelle Beziehungsgeschichte, ist die Einzeltherapie die beste Wahl. Suchen Sie nach sozialer Entlastung, vielfältigem Feedback und einem sicheren Rahmen zum Üben zwischenmenschlicher Fähigkeiten, ist die Gruppentherapie ideal. Oft ist auch eine Kombinationaus beiden Formen möglich und sehr empfehlenswert.

 
 
 

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