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Die Erschöpfung des Feuers: Die zwölf Schritte des Burnouts verstehen und erkennen

Aktualisiert: 13. Juni


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Burnout – ein Begriff, der in unserer schnelllebigen Gesellschaft immer häufiger fällt. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser schleichenden Erschöpfung? Der Psychologe Herbert Freudenberger prägte den Begriff in den 1970er Jahren, und obwohl es kein offizielles Krankheitsbild im ICD-11 ist, beschreibt es einen Zustand tiefer emotionaler, mentaler und oft auch körperlicher Erschöpfung, der durch chronischen Stress am Arbeitsplatz entsteht.

Ein häufig verwendetes Modell, um den Verlauf eines Burnouts zu verstehen, sind die "zwölf Schritte des Burnouts", die zwar nicht als starre Phasen zu verstehen sind, aber typische Entwicklungen aufzeigen können. Das Verständnis dieser Schritte kann uns helfen, Warnsignale frühzeitig zu erkennen – bei uns selbst oder bei Menschen in unserem Umfeld.


Die zwölf Schritte des Burnouts (nach Freudenberger und North):


  1. Der Zwang, sich zu beweisen: Am Anfang steht oft ein übermäßiger Ehrgeiz und das Bedürfnis, es allen zu zeigen – sich selbst, dem Chef, den Kollegen. Die Betroffenen übernehmen oft mehr Verantwortung als nötig und setzen sich unrealistisch hohe Ziele.

  2. Verstärkter Einsatz: Aus dem Wunsch heraus, erfolgreich zu sein und Anerkennung zu erhalten, folgt ein übermäßiger Einsatz. Persönliche Bedürfnisse werden vernachlässigt, Überstunden werden zur Normalität.

  3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse: Hobbys, soziale Kontakte, Erholung – all das rückt in den Hintergrund. Schlaf wird verkürzt, gesunde Ernährung vernachlässigt. Die eigenen Batterien werden nicht mehr aufgeladen.

  4. Verdrängung von Konflikten und Bedürfnissen: Erste Anzeichen von Überforderung werden ignoriert oder rationalisiert. Man blendet innere Warnsignale aus und schiebt eigene Bedürfnisse weiter beiseite.

  5. Umdeutung von Werten: Frühere Werte und Prioritäten verlieren an Bedeutung. Stattdessen dominiert die Arbeit das Denken und Handeln. Familie und Freunde werden als Belastung empfunden.

  6. Verleugnung der Probleme: Die Betroffenen werden zunehmend zynischer und distanzierter. Sie leugnen, dass es ein Problem gibt und schieben die Schuld auf andere oder äußere Umstände.

  7. Rückzug: Der soziale Rückzug verstärkt sich. Kontakte werden gemieden, sowohl beruflich als auch privat. Man isoliert sich, um Konflikten aus dem Weg zu gehen oder aus reiner Erschöpfung.

  8. Offensichtliche Verhaltensänderungen: Das Verhalten wird auffälliger. Reizbarkeit, Ungeduld, Aggressivität oder auch Teilnahmslosigkeit können auftreten.

  9. Depersonalisation: Die Betroffenen entwickeln eine distanzierte Haltung sich selbst und anderen gegenüber. Sie fühlen sich entfremdet, die eigenen Gefühle scheinen wie betäubt.

  10. Innere Leere: Ein Gefühl der Sinnlosigkeit und inneren Leere macht sich breit. Frühere Erfolge bringen keine Zufriedenheit mehr. Das Gefühl, "ausgebrannt" zu sein, wird immer stärker.

  11. Depression: Die Erschöpfung mündet in depressive Verstimmungen, Hoffnungslosigkeit und Antriebslosigkeit. Der Alltag wird zur unüberwindbaren Last.

  12. Völlige Erschöpfung (Burnout-Syndrom): Der Zustand der totalen Erschöpfung ist erreicht. Körperliche und psychische Zusammenbrüche können die Folge sein. Die Leistungsfähigkeit ist stark eingeschränkt, und oft ist professionelle Hilfe unerlässlich.


Wichtig zu verstehen:


Diese zwölf Schritte sind kein linearer Prozess, den jeder Betroffene exakt durchläuft. Es können Schritte übersprungen oder in anderer Reihenfolge erlebt werden. Dennoch bieten sie eine wertvolle Orientierung, um die Dynamik eines Burnouts zu verstehen.

Was können wir tun?

Die wichtigste Erkenntnis aus diesem Modell ist, dass Burnout ein schleichender Prozess ist. Frühzeitiges Erkennen der Warnsignale ist entscheidend, um rechtzeitig gegensteuern zu können. Dazu gehören:


  • Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse: Regelmäßige Selbstreflexion und das Ernstnehmen von körperlichen und emotionalen Signalen.

  • Grenzen setzen: Lernen, "Nein" zu sagen und Überlastung zu vermeiden.

  • Pausen und Erholung: Bewusste Auszeiten im Alltag einplanen und für ausreichend Schlaf sorgen.

  • Soziale Unterstützung suchen: Gespräche mit Freunden, Familie oder einem Therapeuten können helfen.

  • Veränderungen im Arbeitsumfeld: Wenn möglich, die Arbeitsbedingungen so gestalten, dass Stress reduziert wird.


Burnout ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Folge von chronischem Stress und übermäßiger Verausgabung. Indem wir die Anzeichen erkennen und rechtzeitig handeln, können wir uns und andere davor bewahren, in die Spirale der Erschöpfung zu geraten. Achten wir aufeinander und kultivieren wir eine Arbeitswelt und ein Leben, das Raum für Balance und Wohlbefinden lässt.

 
 
 

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